Mimi Kraus hat Lust aufs Nationalteam

Hat der Handball-Erstligist TVB 1898 Stuttgart demnächst wieder einen deutschen Nationalspieler in seinen Reihen? Michael Kraus ist nach seinen zuletzt starken Leistungen womöglich ein Kandidat für die WM im eigenen Land im Januar. „Wenn die Anfrage kommt, sage ich: warum nicht?“, sagt der 35-Jährige und grinst. „Das lass’ ich einfach mal so stehen.“

18 Tore beim 37:34-Sieg des TVB 1898 Stuttgart gegen den TSV Hannover-Burgdorf, elf beim jüngsten 30:25-Coup am Donnerstag bei den Füchsen Berlin: Michael „Mimi“ Kraus ist aktuell nicht nur der torgefährlichste Spielmacher der ersten Handball-Bundesliga. Er ist auch einer der wenigen von internationalem Format, der einen deutschen Pass besitzt.

Nun findet im Januar die Weltmeisterschaft im eigenen Land statt – und ausgerechnet auf dem so wichtigen Regisseur-Posten herrscht eine ziemliche Flaute. Einer der Kandidaten, der Melsunger Julius Kühn, fällt mit einem Kreuzbandriss aus. Bleiben noch der Leipziger Niclas Pieczkowski und Steffen Fäth von den Rhein-Neckar Löwen. Die Not ist offensichtlich so groß, dass der Bundestrainer Christian Prokop kürzlich Martin Strobel (32) vom Zweitligisten HBW Balingen-Weilstetten berufen hat.

Gibt’s womöglich bald die nächste Rückhol-Aktion eines Routiniers? Nach seinen jüngsten furiosen Auftritten ist Kraus in den vergangenen Tagen oft mit der Frage konfrontiert worden, ob er denn im Fall der Fälle bereit wäre für ein Comeback. Er würde lügen, wenn er sagen würde, dass er sich mit diesem Thema nicht beschäftige, sagte Kraus kürzlich. Bei der Pressekonferenz des TVB am Montag anlässlich des bevorstehenden Spiels am Donnerstag (19 Uhr) gegen den SC Magdeburg in der Porsche-Arena bekräftigte Kraus noch einmal sein Interesse. „Mein Telefon hat aber noch nicht geklingelt“, sagte er. „Deshalb mache ich mir aktuell keinen Kopf darüber.“

Sollte sich der Bundestrainer tatsächlich bei ihm melden, wäre er aber nicht abgeneigt. „Ich habe ja Erfahrungen mit Weltmeisterschaften im eigenen Land“, sagte der Weltmeister von 2007 mit einem breiten Grinsen. Gewisse Rahmenbedingungen indes müssten erfüllt sein. So werde er unter keinen Umständen kurzfristig auf den WM-Zug aufspringen, wie er es in Katar 2015 gemacht habe. „Da habe ich mich wie das fünfte Rad am Wagen gefühlt. Ich denke, man braucht schon drei, vier Wochen, bis man Fuß gefasst hat in der Nationalmannschaft.“

Außer Frage steht für Kraus, dass er sich in der Lage fühlt, der deutschen Nationalmannschaft in seiner aktuellen Verfassung zu helfen. Dabei war Kraus zu Saisonbeginn von allerlei Zipperlein geplagt, zudem legte ihn der Norovirus flach. Aktuell indes strotzt er vor Tatendrang – und das mit 35 Jahren. „Ich weiß, dass mein Alter für viele ein Dorn im Auge ist“, so Kraus. „Ich kann nur sagen, dass ich mich fitter fühle als mit 25.“ Seine Werte seien top, er arbeite viel individuell, um seinen Körper in Schuss zu halten, und habe seine Ernährung umgestellt. Zudem sei sein Lebenswandel mittlerweile ein anderer. „Da gilt mein Dank in erster Linie meiner Frau. Ich denke schon, dass ich noch das eine oder andere Jährchen spielen kann.“

Ob Kraus allerdings seine Karriere beim TVB beenden wird, ist längst nicht sicher. Am Ende der Saison läuft Kraus’ Vertrag aus. „Wir werden uns zum Jahreswechsel zusammensetzen und die Hinrunde analysieren“, sagte der TVB-Trainer Jürgen Schweikardt und lächelte. „Falls Mimi da nicht bei der WM ist und falls er noch auf dem Markt ist.“

In Sachen Vertragsverlängerung sei der TVB sein erster Ansprechpartner, so Kraus. „Aber es ist ja kein Geheimnis, dass es Anfragen gibt.“ Auch aus dem Ausland. Er könne sich jedoch gut vorstellen, in Stuttgart zu bleiben. „Ich bin nach wie vor vom Konzept überzeugt, hier ist noch mehr drin, und das ist keine Floskel.“ Ende Dezember, spätestens Mitte Januar möchte Kraus wissen, wohin seine Reise geht. „Ich bin schließlich Familienvater und brauche Planungssicherheit“, sagt er. Im Mai wird das dritte Kind zur Welt kommen.

Sollte der Bundestrainer Christian Prokop bei der WM seine Unterstützung benötigen, wäre Michael „Mimi“ Kraus bereit fürs Comeback in der Nationalmannschaft. „Ich fühle mich körperlich sehr gut“, sagte der 35-Jährige bei der Pressekonferenz des TVB vor dem Magdeburg-Spiel.

Quelle: Thomas Wagner, ZVW

TVBII verpasst Kehrtwende

Erneut mit leeren Händen standen die BWOL Handballer des TV Bittenfeld nach der 28:31 (14:16 HZ) Niederlage im Heimspiel gegen 3-Ligaabsteiger SG Köndringen-Teningen da.

Die Vorzeichen vor der Begegnung waren für den TVB II nicht optimal. Mit Sdunek, Bohnert und Heib fielen die erfahrensten Spieler verletzungsbedingt aus und Torjäger Martin Kienzle ging stark angeschlagen ins Spiel. Dafür verstärkten Yannik Wissmann und Max Oehler aus der A-Jugend Bundesligamannschaft das Team vom Trainer Trio Randi / Wissmann / Rill.

Mit einer 5:1 Deckungsvariante versuchten die Bittenfelder die Defensivprobleme der letzten Wochen in den Griff zu bekommen. Die Kreise der wurfstarken Köndringer Rückraumspieler sollten früh angegriffen werden. Doch trotz der eher offensiv ausgerichteten Deckung blieben die Bittenfelder Abwehrspieler bei den Würfen der Gäste zunächst zu passiv.
Während man in der Deckung noch nach der richtigen Form suchte, lief der Ball dafür in der Offensive sehenswert und erfolgreich. Folgerichtig stand es in der rasanten Anfangsphase nach 7 Minuten bereits 5:5. Doch den Hausherren gelang es nicht das Niveau in der Offensive zu halten.
Da man in der Abwehr besonders gegen den besten Torschützen der Köndringer Alexander Velz kein Rezept hatte, geriet man nach und nach ins Hintertreffen.
Auch die taktische Umstellung nach 20 Minuten auf die defensivere 6:0 Variante in der Deckung verhalf nicht zur gewünschten Stabilität. Mit einem zwei Tore Rückstand ging es in die Halbzeitpause.

Der Start in die zweite Halbzeit begann verheißungsvoll. Florian Burmeister verkürzte den Rückstand auf ein Tor und die Deckung zeigte sich deutlich engagierter als in Durchgang eins.
Auch Torhüter Nick Lehmann konnte sich jetzt mehrfach auszeichnen und gab der Defensive damit ein Stück weit Sicherheit. Da man sich aber nun in der Offensive schwertat, gelang es dem TVB II nicht den Ausgleich zu erzielen. Vielmehr konnten die Gäste aus der Nähe von Freiburg ihren Vorsprung in der 45. Minuten sogar auf vier Tore ausbauen. Anders als zuletzt, verloren die Blau-Weißen aber nicht die Geduld.
In der 53. Minuten konnte Jonathan Buck mit dem 25:26 den direkten Anschluss wiederherstellen.
Die robuste Deckungsarbeit der Gäste bescherte den Hausherren immer wieder Überzahlsituationen. Leider konnten sie diese in den Schlussminuten nicht konsequent nutzen und kassierten trotz angezeigtem Zeitspiel auch noch schmerzhafte Gegentreffer.
Das 25:29 Ende der 58. Minuten bedeutete die endgültige Entscheidung, auch wenn die Bittenfelder bis zum Schluss nicht aufgaben.
Mit nun 9:11 Punkten steht der Aufsteiger auf dem 10. Tabellenplatz

Das nächste Wochenende ist für die Bittenfelder spielfrei. Am 17. November steht das dritte Heimspiel in Folge an. Gegner um 19:30 Uhr in der Gemeindehalle in Bittenfeld ist dann die Neckarsulmer Sportunion.

TVB II: Lehmann, Rica-Kovac (TW), Porges, Gille 5, K. Wissmann, Kienzle 1/1, Bischoff 7/2, Buck 5, Haspinger 1, Burmeister 6, Oehler 2, Y. Wissmann, Galluccio, Fröschle 1

U19: Erneuter Sieg aufgrund starker zweiter Halbzeit!

TV Bittenfeld – HABO Bottwar JSG 29:21

Am vergangenen Samstag konnte der TVB sein Heimspiel gegen kämpferisch starke Gäste aus dem Bottwartal erfolgreich gestalten. Garant für den Sieg waren erneut eine starke Abwehrleistung kombiniert mit einem gut aufgelegten Sebastian Rica-Kovac. Die Young Boys konnten das Spiel allerdings erst nach 40 Minuten deutlicher gestalten. Viele vergebene klare Torchancen verhinderten eine frühere deutliche Bittenfelder Führung.

Ein an diesem Abend gut aufgelegter Dominik Keim eröffnete nach drei Minuten mit seinem ersten Treffer die Partie. Die Gäste konnten zunächst noch ausgleichen und sogar in Führung gehen, bevor der TVB sich nach 15 Minuten einen drei-Tore-Vorsprung erspielen konnte, was die Gäste aus HABO die erste Time-Out-Karte ziehen ließ. Die stabile 5-1 Deckung der Bittenfelder hatte bis zu diesem Zeitpunkt lediglich 4 Tore zugelassen. Nach der Auszeit kamen die Gäste jedoch immer besser ins Spiel und blieben, unterstützt durch einige Nachlässigkeiten der Young Boys im Angriff, dem TVB immer dicht auf den Fersen. Die Hausherren schwächten sich leider auch immer wieder durch Zeitstrafen. Allerdings gelang es Maurice Widmaier trotz doppelter Unterzahl das 12:9 zu erzielen. HABO kämpfte nach wie vor um jeden Zentimeter und erarbeitete sich dann kurz vor der Halbzeitpause noch den erneuten Anschlusstreffer zum 13:11.

Im zweiten Spielabschnitt zeigte sich zunächst ein ähnliches Bild. Beide Mannschaften taten sich schwer im Angriff, wobei der TVB die klareren Möglichkeiten hatte. Nach der dritten Zeitstrafe gegen Max Öhler und der damit verbunden Roten Karte begann die stärkste Phase der Bittenfelder, in der vor allem Dominik Keim dem Spiel seinen Stempel aufrückte. Nach dreimal Keim und einmal Maier hieß es innerhalb von drei Minuten 20:15 für den TVB. Im weiteren Spielverlauf schöpften die Gäste kämpferisch und taktisch alle verfügbaren Mittel aus um den Young Boys noch einmal gefährlich zu werden. Allerdings hatte die TVB Abwehr auch gegen den siebten Feldspieler oft die richtige Antwort parat. Die größten Probleme hatte der Gastgeber allerdings mit der dreifachen Manndeckung der HABO gegen Ende des Spiels. Die leichtfertigen Ballverluste im Angriff wussten die Young Boys aber stets in der Abwehr wieder auszumerzen. Am Ende siegte der TVB auch in der Höhe verdient mit 29:21.

Am kommenden Wochenende hat der TVB spielfrei, da das Spiel gegen die SG Pforzheim-Eutingen aufgrund der Nationalmannschaftsnominierung von Fynn Nicolaus (TVB) und Lukas Süßer (Pforzheim) auf den 25.11.2018 verlegt wurde.

Es spielten: Rica-Kovac, Hummel; Wissmann (3), Wisst (1), Kagström, Dabberdt, Mustață (1), Oehler, Klöpfer (1), Foege (5), Maier (7), Widmaier (3), Keim (8)

2. Sieg in Folge

Allerheiligen ist für den Handball-Erstligisten TVB 1898 Stuttgart ein Feiertag im doppelten Sinne gewesen: Der 30:25-Sieg beim Vorjahresdritten Füchse Berlin war die große Überraschung des Spieltags. „Ich hatte und habe den absoluten Glauben an das Team“, sagt der Trainer Jürgen Schweikardt am Tag danach.

Gleich acht wichtige Spieler musste der Berliner Trainer Velimir Petkovic am Donnerstag ersetzen. Mit diesen Problemen haben die Füchse bereits seit Wochen zu kämpfen, immer wieder indes haben sie dem personellen Notstand getrotzt – bis der TVB 1898 Stuttgart in der Max-Schmeling-Halle auftauchte. In der Vergangenheit hatte sich das Team dort zwar oft ordentlich präsentiert, die Punkte blieben aber in der Hauptstadt.

Schweikardt: Es war ein Treffen auf Augenhöhe

Dieses Mal war die Konstellation vor dem eigentlich ungleichen Duell eine ganz Spezielle. Zum einen, weil der TVB mit dem 37:34-Sieg gegen den TSV Hannover-Burgdorf mächtig Selbstvertrauen gesammelt hatte. Zum anderen, weil er in bestmöglicher Formation an diesem Tag nicht schlechter besetzt war als der ansonsten an den Einzelspielern gemessen übermächtige Gegner. „Angesichts der Probleme der Berliner war’s vor dem Anpfiff ein Treffen auf Augenhöhe“, sagt der TVB-Trainer Jürgen Schweikardt am Tag nach dem zweiten Auswärtssieg in dieser Saison.

Sein Team sei darauf eingestellt gewesen, dass die Füchse noch kampfstärker auftreten würden, um ihre Nachteile wett zu machen. „Uns war klar, dass wir in diesem Bereich noch besser sein müssen. Dann könnte das Spiel für uns laufen.“

Berliner Geschäftsführer: „Stuttgart hat mit Herz und Leidenschaft gespielt“

Immer wieder hat Schweikardt in der Vergangenheit betont, dass seine Mannschaft über die Qualität verfüge, an einem guten Tag viele Mannschaften vor Probleme stellen zu können. Er habe, auch wenn die Ergebnisse nicht passten, immer an sein Team geglaubt. „Ich sehe jeden Tag, wie die Spieler arbeiteten. Ganz wichtig war, dass wir nicht von unserem Konzept abrücken, auch wenn’s mal nicht so läuft.“

Am Donnerstag erwischten die Stuttgarter einen jener Tage, an dem sie auch einem Schwergewicht der Liga die Stirn bieten können. Selten herrschte hernach so viel Einigkeit darüber, wer die Halle als verdienter Sieger verlassen hat. „Stuttgart hat mit Herz und Leidenschaft gespielt“, sagte der Berliner Geschäftsführer Bob Hanning nach der Partie.

Kein wurfgewaltiger Spieler bei den Füchsen

Der TVB hat die Defizite der Füchse clever ausgenützt. Die größte Baustelle der Hauptstädter war der Rückraum, es fehlte ein wurfgewaltiger Spieler. So hatte der Ober-Fuchs Velimir Petkovic vor dem Spiel folgende Forderung an seine Spieler gestellt: „Wir müssen nicht nur Handball spielen, sondern Schach. Wir müssen einen Gedanken weiter sein als der Gegenüber.“

Das funktionierte selten, weil der TVB meist die bessere Lösung parat hatte. Er agierte defensiv, die Füchse rieben sich an der starken TVB-Abwehr auf. Und dahinter entnervte Jogi Bitter in seinem 500. Bundesligaspiel die Berliner gleich reihenweise. Der Torhüter kommt nach seiner Verletzungspause immer besser in Fahrt – wie auch Michael Kraus. Insgesamt 29 Tore gelangen ihm in den jüngsten beiden Partien.

Genaue Diagnose bei Schimmelbauer steht noch aus

Die beiden Weltmeister waren zwei Garanten für den Überraschungssieg – aber nicht die einzigen. „Dominik Weiß war hinten wie vorne ganz stark“, sagt Schweikardt. „Auch Bobby Schagen hat das richtig klasse gemacht.“ Wie auch Lukas von Deschwanden, der nach Tobias Schimmelbauers verletzungsbedingtem Ausfall in der 15. Minute in der Deckung auf der Halbposition nichts anbrennen ließ. Die genaue Diagnose bei Schimmelbauer steht noch aus, vermutlich sind die Rippen geprellt. „Gebrochen ist zum Glück wohl nichts“, sagt Schweikardt.

Eine nahezu historische Leistung

Mit dem vierten Saisonsieg hat sich der TVB ein Polster von mindestens fünf Punkten auf die Abstiegsränge verschafft vor dem schweren Spiel gegen den Tabellenzweiten SC Magdeburg am Donnerstag (19 Uhr) in der Porsche-Arena. Und nebenbei hat der TVB eine nahezu historische Leistung vollbracht: Zwei Siege am Stück gelangen ihm zuletzt am drittletzten und vorletzten Spieltag der Saison 2016/2017.

Ist es also an der Zeit, sich nach oben zu orientieren in der Tabelle? „Wir genießen jetzt einen Tag unseren Sieg in Berlin“, so Schweikardt. An Prognosen beteilige er sich nicht. „Abgerechnet wird am Schluss.“

Quelle: Thomas Wagner, ZVW

Jogi sagt Danke

Es war ein ganz besonderes Spiel am gestrigen Abend in der Max-Schmeling-Halle in Berlin. Der erste Sieg des TVB Stuttgart gegen die Füchse war für Johannes Bitter auch gleichzeitig das 500. Bundesligaspiel seiner Karriere- und was für eins. Mit einer bärenstarken Leistung war unsere Nummer 1 maßgeblich am 30:25-Erfolg der Mannschaft beteiligt. Nach dem Spiel bedankte sich Jogi in einem kurzen Video an alle Gratulanten für die zahlreichen Glückwünsche. Ein ganz besonderer Dank gilt dabei allen Kollegen und Weggefährten, vor allem Ron-Robert-Zieler und dem VfB Stuttgart, Robin Himmelmann und dem FC St. Pauli, Frank Buschmann, Mattias Andersson, Lennert Brinkhoff, Pascal Hens, Anna Lörper und Jens Zimmermann.

 

Abgezockter TVB stürmt den Fuchsbau

Nach dem überzeugenden Auftritt gegen Hannover hat der Handball-Erstligist TVB 1898 Stuttgart am Donnerstagabend einen Coup gelandet: Vor 7131 Zuschauern in der Max-Schmeling-Halle düpierte das Team von Trainer Jürgen Schweikardt die Füchse Berlin mit 30:25 (17:12). Der TVB zeigte sowohl in der Defensive als auch in der Offensive eine herausragende Leistung.

Eine paar Exil-Schwaben waren zu hören in der riesigen Halle nach der Schlusssirene, ansonsten herrschte blankes Entsetzen unter den Berliner Fans: Der große Außenseiter hatte die Gunst der Stunde genutzt und dem extrem ersatzgeschwächten Vorjahresdritten die zweite Heimniederlage der Saison zugefügt. Und das nicht etwa glücklich, sondern hochverdient. Von Beginn an präsentierte sich der TVB selbstbewusst, fokussiert und kampfstark – und er war den Füchsen überraschenderweise auch spielerisch überlegen. Nur einmal, beim 1:0 durch Hans Lindberg, lagen die Berliner in Führung. Hernach hechelten sie stets einem Rückstand hinterher.

Die ersten beiden Aktionen gehörten den beiden erneut starken Weltmeistern im TVB-Dress: Torhüter Jogi Bitter gewann das Duell mit dem Nationalkeeper Silvio Heinevetter klar. Und Mimi Kraus machte da weiter, wo er bei seiner 18-Tore-Gala gegen Hannover aufgehört hatte.

Die Füchse starteten ohne Linkshänder im Rückraum und taten sich extrem schwer gegen die aufmerksame TVB-Deckung. Vorne suchten die Stuttgarter den schnellen Ball. Nach einer Viertelstunde sah sich der Favorit mit 3:7 im Hintertreffen, nur ein Treffer war ihm aus dem Spiel heraus gelungen. Einzig der flinke Jacob Holm fand hin und wieder mit Eins-gegen-eins-Aktionen eine Lücke.

Nach einer Auszeit versuchte es Berlin phasenweise mit dem zweiten Kreisläufer und dem siebten Feldspieler, der TVB ließ sich dadurch jedoch nicht aus dem Konzept bringen. Auch nicht durch den verletzungsbedingten Ausfall von Tobias Schimmelbauer (15.), der nach einem Schlag auf die Rippen fortan zuschauen musste. Lukas von Deschwanden ersetzte den Linksaußen auch in der Deckung sehr gut.

Nach zwei leichten Fehlern des TVB und einem schwachen Überzahlspiel, daran krankte es grundsätzlich am Donnerstag, kamen die Berliner mehrfach auf zwei Tore heran (6:8, 7:9, 8:10, 9:11, 11:13). Die Gäste indes hatten stets die richtige Antwort parat – und sie holten sich mit einem fulminanten Endspurt in den letzten drei Minuten vor der Pause die 17:12-Führung.
Dominik Weiß steigerte sich und wurde zu einem wichtigen Faktor. Kraus, der treffsichere Bobby Schagen per Konter und von Deschwanden schockten die Füchse zum 16:11. Ellisons 12:16 beantwortete Kraus mit der Halbzeitsirene mit dem 17. TVB-Treffer. Eine kritische Phase hatten die Gäste nach 36 Minuten in einer doppelten Unterzahl zu überstehen. Großen Schaden jedoch richtete die nicht an – im Gegenteil: Schagen konterte zum 20:15 für den TVB. Der blieb weiterhin die Mannschaft mit den klareren Aktionen. Kraus’ neunter Treffer zum 22:17 (41.) hielt die Füchse auf Distanz. Vorerst, denn beim 20:22 (45.) witterte das Team von Trainer Velimir Petkovic die Chance, die Partie zu drehen. Daraus wurde allerdings nichts, weil der TVB extrem kühl weiterspielte, seinen Zwei-Tore-Vorsprung hielt und immer wieder ein Tor drauflegte.

Acht Minuten vor dem Ende führte der TVB mit 26:22, nach einer Auszeit bliesen die Berliner zur Schlussoffensive. In Gefahr geriet der TVB aber nicht mehr: Bitter war dreimal in Folge auf dem Posten, vorne nutzten die Gäste ihre Gelegenheiten eiskalt. Nach Robert Markotics Treffer zum 28:22 (56.) war die Partie durch, am Ende stand der überaus überzeugend herausgespielte 30:25-Sieg des TVB.

Quelle: Thomas Wagner, ZVW

Stimmen zum Überraschungssieg

Nach dem starken Spiel und dem 25:30 Auswärtssieg des TVB in Berlin, äußerten sich die Beteiligten zum Geschehen.

Bob Hanning: Stuttgart hat sich den Sieg redlich erarbeitet, mit viel Leidenschaft und Herz. Wir haben in der ersten Halbzeit das Tempospiel mit 1:10 verloren. Wir hatten nur ein Tor aus dem Rückraum in der ersten Halbzeit und so kann man kein Spiel gewinnen. In der 2. Halbzeit haben wir uns dann deutlich gesteigert, jedoch hat Stuttgart im Endeffekt verdient gewonnen.

Velimir Petkovic: Ich bin richtig enttäuscht heute. Wir kämpfen schon ein paar Wochen uns durch die Liga mit diesen Jungs. Wir konnten mehrere Spiele die Ausfälle gut kompensieren, aber heute ist ein Gegner gekommen, der ohne Druck aufspielen konnte. Der TVB hat heute die richtige Taktik gegen uns gewählt. Im Angriff waren wir heute nicht gut. In der Phase, in der wir auf zwei Tore dran waren, haben wir die Möglichkeit nicht genutzt. Es war insgesamt ein hochverdienter Sieg vom TVB Stuttgart.

Jürgen Schweikardt: Wir sind heute hergefahren und wussten, dass wir aufgrund der vielen Verletzten von Berlin eine Chance haben und dieses Spiel gewinnen wollten.  Ein großes Kompliment an meine Mannschaft für diese tolle Leistung. Vor allem im Angriff haben wir das heute mit 30 Treffern gegen eine starke Berliner-Abwehr sehr ordentlich gemacht. Bis auf das Überzahlspiel kann man heute nichts bemängel. Wir sind einfach überglücklich, dass wir nach dem Hannover-Sieg heute erneut die zwei Punkte einfahren konnten.
Mimi Kraus: Wir sind hier hergefahren um die Punkte zu holen. Wir haben uns jedoch nicht erträumt, dass wir so gut und deutlich gespielt und gewonnen haben. Wir sind heute bis zum Ende sehr souverän aufgetreten und haben verdient gewonnen.

Fotoquelle: Foto Laechler

Souveräner Überraschungssieg

Der TVB Stuttgart gewinnt in seinem 11. Bundesligaspiel auswärts bei den Füchsen Berlin mit 25:30 (12:17).
Beim 1:0 zu Beginn der Partie waren die Hausherren das erste und gleichzeitig das letzte Mal in Führung. Ab dann nahm die Partie seinen Lauf für die Wild Boys. Die Männer um Jürgen Schweikardt waren top eingestellt auf die arg verletzungsgebeutelten Berliner. Dem TVB gelang es schnell durch Tore von Mimi Kraus und Dominik Weiß sowie Paraden von Jogi Bitter auf 1:3 und 2:4 zu erhöhen. Bitter, der heute in seinem 500. Bundesligaspiel ein sehr gutes Spiel zeigte hielt seine Jungs vor allem mit Paraden durch freie Würfe der Berliner gut im Spiel. In den Minuten vor der Halbzeit konnten die Stuttgarter mit einem 0:3 Lauf auf bis zu 5 Tore erhöhen und gingen mit einem Stand von 12:17 in die Halbzeitpause.
Auch zu Beginn der zweiten Hälfte machte der TVB da weiter, wo er vor der Pause aufhörte und konnte seinen 5 Tore Vorsprung durch einfache Tore verteidigen. Als die Partie zu kippen schien (20:22 in der 45. Minute) war Mimi Kraus mehrmals souverän vom Siebenmeterstrich erfolgreich. Im Tor baute Bitter seine Quote durch weitere wichtige Paraden auf knapp 33% aus. Nach dem unglaublichen 18-Tore Spiel von Kraus gegen Hannover, gelang ihm im heutigen Spiel erneut 11 Treffer für die Wild Boys.
Alles in allem war das heute eine sehr starke und souveräne Leistung vom gesamten Team!
Nächsten Donnerstag steht das nächste Spiel gegen einen Top-Gegner an. Am 08.11. um 19 Uhr ist der SC Magdeburg zu Gast in der Porsche-Arena. Für dieses Spiel sind knapp 5.000 Tickets verkauft. Es gibt noch Tickets in allen Kategorien.

Fotoquelle: Foto Laechler

„Ich spüre immer noch das Feuer“

Das Ambiente ist angemessen fürs große Jubiläum an diesem Donnerstagabend: Der TVB-Torhüter Johannes „Jogi“ Bitter wird in der 9000 Zuschauer fassenden Max-Schmeling-Halle gegen die Füchse Berlin sein 500. Erstligaspiel bestreiten. Das Ende der Karriere ist noch nicht in Sicht. „Ich spüre immer noch das Feuer“, sagt der 36-Jährige.

17 Jahre Profihandball lassen sich nicht in ein paar Zeilen zusammenfassen, und für Johannes Bitters Memoiren ist es noch ein bisschen zu früh. Also haben wir den Jubilar mit ein paar Stichworten konfrontiert. Jogi Bitter über . . .

. . . sein 500. Bundesligaspiel: „Dass ich jetzt mein 500. Spiel mache, war mir nicht bewusst. An und für sich bin ich kein großer Freund von Zahlen und Statistiken. Aber nachdem ich gehört habe, dass nur zehn Spieler diese Schallmauer geknackt haben, habe ich mir doch ein paar Gedanken gemacht. Es ist schon eine lange, tolle Zeit gewesen in der Bundesliga. Ich weiß aber tatsächlich nicht mehr, gegen welchen Gegner ich mein erstes Bundesligaspiel gemacht habe.“

. . . seine Vereinstreue: Der TVB 1898 Stuttgart ist erst Bitters fünfte Station in seiner langen Karriere. Zweimal, beim SC Magdeburg und HSV Hamburg, war Bitter wegen finanzieller Nöte der Vereine zu einem Wechsel gezwungen. „Man kann schon sagen, dass ich vereinstreu bin. Der Wechsel von Wilhelmshaven nach Magdeburg war richtungsweisend für meine Karriere. Mein damaliger Trainer Alfred Gislason hat mir viel Vertrauen geschenkt, ich war sofort erster Mann. Wäre Magdeburg nicht in finanzielle Schwierigkeiten geraten, wäre ich sicher geblieben. Als das interessante, langfristige Angebot aus Hamburg in der Nähe meiner Heimat kam, habe ich nicht lange überlegt. Die letzte Station Stuttgart hätte es wahrscheinlich nicht mehr gegeben, wenn in Hamburg alles weitergegangen wäre. Ich hätte den Verein sicher nicht verlassen und wahrscheinlich meine Karriere beim HSV beendet.

. . . seinen Wechsel zum TVB: „Bei den Optionen, die mir mein Berater nach der Insolvenz des HSV vorgelegt hat, war auch Stuttgart dabei. Das hatte ich aber in meinem Kopf eigentlich schon ad acta gelegt, weil ich nicht wusste, wie ich da runterkommen sollte. Nachdem mir die Leute auf der TVB-Geschäftsstelle die sehr guten Flugverbindungen aufgezeigt hatten, habe ich mich doch näher damit beschäftigt. Das war mir nicht bewusst gewesen. Mit dem HSV sind wir immer bis Frankfurt geflogen und von dort mit dem Bus weiter. Dass ich mich nicht ins Auto setzen musste und mir gewisse Freiheiten bei den Heimatbesuchen zugestanden wurden, war schon elementar für den Wechsel.

. . . seine Funktion als Hoffnungsträger: „Man hat mir von Anfang an das Gefühl gegeben, das meine Verpflichtung ein Transfercoup war. Es wurde mir gesagt, dass große Hoffungen auf mir ruhen. Mir war schon klar, dass ich mich da einem gewissen Druck aussetze und von der Öffentlichkeit angesehen werde als einer, der helfen muss. Ich habe damit aber überhaupt kein Problem. In Hamburg hatte ich ganz andere Situationen. Da habe ich zwar nicht gegen den Abstieg gespielt, aber es wurde immer mehr gefordert, als tatsächlich möglich war. Wichtig ist, dass du diesen Druck nicht mit ins Tor nimmst. Aber das lernst du in einer langen Karriere.“

. . . seine Vorbildfunktion: „Ich versuche immer, authentisch zu sein. Ich glaube, dass ich mit meiner Art in der Mannschaft auch klarkomme und als Vorbild tauge. Ich denke, ich habe ein gutes Gespür dafür, wann man Gas geben muss und wann es an der Zeit ist, vielleicht auch mal fünfe gerade sein zu lassen. Es liegt mir, diese Spannungswechsel zu gestalten, da muss ich mir auch keine Excel-Tabelle machen, wann wir mehr machen müssen oder weniger.“

. . . seine Zukunftspläne: „Für mich ist es ganz wichtig, dass ich dieses Feuer spüre. Bisher gab’s in meiner Karriere nicht ein Spiel, auf das ich mich nicht gefreut habe. Und so lange das nicht weniger wird, habe ich Lust zu spielen, wenn der Körper mitmacht. Ich kann mir schon noch ein Jahr vorstellen hier, vielleicht auch länger – in welcher Position auch immer. Ich fühle mich sehr wohl. Natürlich gibt’s immer wieder Anfragen, aber es muss viel passieren, damit ich mir überlege zu gehen. Andererseits muss der Verein auch planen und schauen, wie er sich aufstellt. Wir wissen alle, dass wir irgendwann ersetzlich sind und auch ersetzt werden müssen. Aber da bin ich relativ emotionslos.“


Quelle: Thomas Wagner, ZVW

TVB will präsent sein, sollte den Füchsen die Luft ausgehen

Die Berliner werden von großen personellen Sorgen geplagt, zuletzt fehlten gleich neun Spieler.

Der dritte Saisonsieg beim 37:34 gegen den TSV Hannover-Burgdorf hat für etwas Entspannung gesorgt bei den zuletzt nicht eben erfolgsverwöhnten Erstliga-Handballern des TVB 1898 Stuttgart. An diesem Feiertag (19 Uhr) geht’s in die Hauptstadt. Die personell extrem gebeutelten Füchse Berlin, Dritter der vergangenen Spielzeit und EHF-Pokalsieger, sind für den TVB normalerweise eine Nummer zu groß. Andererseits: In der Vorsaison knöpfte das Team von Trainer Jürgen Schweikardt dem Favoriten immerhin einen Punkt ab.

Die Rhein-Neckar Löwen, der THW Kiel und die SG Flensburg-Handewitt zählten vor der Saison zu den heißesten Titelkandidaten. Außenseiterchancen wurden den Füchsen Berlin und dem SC Magdeburg eingeräumt. Der TVB-Trainer Jürgen Schweikardt hatte die Berliner sogar ganz oben auf der Rechnung. Dass das Team von Trainer Velimir Petkovic nach zehn Spielen sechs Punkte hinter der Spitze zurückliegt, hat weniger damit zu tun, dass die Erwartungen zu hoch waren: Angesichts des beispiellosen und anhaltenden Verletzungspechs haben sich die Füchse sogar prächtig geschlagen. Gleich neun Spieler mussten oder müssen ersetzt werden. Zu den bereits vor der Saison Langzeitverletzten Simon Ernst, Stipe Mandalinic und Marko Kopljar gesellten sich während der Runde noch Paul Drux, Fabian Wiede, Kevin Struck, Mattias Zachrisson, Christoph Reißky und Johan Koch.

Auf gleich vier Linkshänder müssen die Füchse verzichten. „Das ist schon hart“, sagt der TVB-Trainer Jürgen Schweikardt. Umso beeindruckender sei’s, wie die Berliner zuletzt auftraten. Die Rhein-Neckar Löwen hatten beim 28:25-Sieg gegen „ramponierte“ Berliner (Schweikardt) größte Mühe. Die guten Auftritte seien auch ein Verdienst von Trainer Velimir Petkovic, so Schweikardt. „Petko schafft es immer wieder, egal, welches Spielermaterial er zur Verfügung hat.“ In Mannheim rückten etliche Spieler aus der A-Jugend nach und erledigten ihre Aufgabe ordentlich. „Wenn viele Spieler fehlen, schweißt das eine Mannschaft auch zusammen“, sagt Schweikardt. „Jeder weiß, dass er Fehler machen darf, das gibt Sicherheit.“

Trotz des ausgedünnten Kaders haben die Füchse noch eine Reihe von Weltklassespielern in ihren Reihen: den deutschen Nationaltorhüter Silvio Heinevetter beispielsweise, den Abwehrchef Jakov Gojun, den Rechtsaußen Hans Lindberg oder Erik Schmidt am Kreis. Neu im Team sind die jungen Nationalspieler Jacob Holm (Dänemark) und Wael Jallouz (Tunesien).

Sicherlich hätten die Berliner zu kämpfen mit der Misere, so Schweikardt. Je länger sie dauere, desto schwieriger werde es, die Verluste zu kompensieren. Eben hier liegt die Chance für den Außenseiter. „Wir hoffen, dass die Füchse mal keinen so guten Tag erwischen.“ Erste Voraussetzung für eine Überraschung sei jedoch, dass seine Mannschaft an die Leistung aus dem Hannover-Spiel anknüpfe. „Wir müssen ähnlich durchschlagskräftig sein – und besser verteidigen.“ In der vergangenen Saison klaute der TVB den Berlinern in der ausverkauften Porsche-Arena beim 24:24 – nach 17:12-Halbzeitführung – einen Punkt. Auch im Hinspiel verkaufte sich der TVB bei der 24:26-Niederlage teuer.

Der TVB-Trainer kann vermutlich sein bestes Team mit nach Berlin nehmen. Ein kleines Fragezeichen steht noch hinter dem Einsatz des kränkelnden Rechtsaußens Sascha Pfattheicher.

Quelle: Thomas Wagner, ZVW