Die Stimmen zum Heimsieg gegen Erlangen

Jürgen Schweikardt: Wir kennen die Tabellensituation und wissen, wie wichtige diese Punkte heute sind. Wir haben das Spiel Erlangen gegen Balingen natürlich verfolgt und schon wahrgenommen, wie Rolf es geschafft hat, dass die Spieler mit einer ganz anderen Aggressivität und Körpersprache zu Werke gegangen sind. Auf das haben wir uns heute eingestellt und wollten dieses Duell auf jeden Fall gewinnen. Ich kann nur den Hut ziehen vor meiner Mannschaft, wie sie gefightet hat. Natürlich ist Jogi wieder ein Faktor und über Zeitz brauche ich nichts zu sagen. Ich möchte aber noch andere Spieler hervorheben. Zum einen Max Häfner, der angeschlagen war und eine überragende Spielsteuerung in der zweiten Halbzeit gemacht hat. Dann Zarko Peshevski, für den es mich riesig freut. Und Sascha Pfattheicher mit acht Toren, der ein junger Spieler ist und sein erstes Jahr auf der ersten rechtsaußen Position spielt.

Rolf Brack: Dreißig Tore ist das große Manko heute. Wir haben keine Zweikampfqualität gezeigt, vor allem gegen den Kreisläufer Peshevski, der heute wahrscheinlich seine beste Saisonquote aufweisen konnte. Auch als Christian Zeitz ausgewechselt wurde, kam Markotic und hat eine gute Leistung gezeigt. Dann kam Christian Zeitz in der zweiten Hälfte noch mal und hat eine richtige Galashow hingelegt. Deswegen entspricht des TVB mit sechs Toren auch dem, was beide Mannschaften heute verdient haben.

Christian Zeitz: Das Spiel hat denkbar ungünstig mit zweimal Zweiminuten für mich angefangen. Doch dann bin besser in die Partie reingekommen und habe auch meine Tore gemacht. Ich würde sagen, es war heute ein guter Einstand vor heimischem Publikum für mich. Die Unterstützung hier in der Halle war überragend und hat uns in den schweren Phasen der Partie wieder gepusht. Ich freue mich schon auf das Derby gegen Göppingen am kommenden Sonntag in der Porsche-Arena.

TVB siegt im 4-Punkte-Spiel

Der TVB hat zwei wichtige Punkte im Spiel gegen den HC Erlangen in der heimischen SCHARRena gesammelt.

Die Partie eröffnete Jogi Bitter mit einer Parade. Auch sein Gegenüber Nikolas Katsigiannis glänzte sofort, indem er den Wurf von Weiß parierte. Nach zwei weiteren Pfostentreffern gelang dem TVB das erste Tor der Partie in der vierten Spielminute durch Sascha Pfattheicher. Die Gäste zogen direkt nach. Nach einer frühen Zeitstrafe gegen den TVB konnte Erlangen erstmals mit 2:3 in Führung gehen. Mit dem Tor von Peshevski glichen die WILD BOYS erneut aus.

Die ersten Minuten deuteten eine spannende Begegnung an, die in der 11. Spielminute ein ausgeglichenes 4:4 auf der Anzeigetafel zeigte. Durch das dritte Tor von Markotic und dem Schlagwurf von Weiß baute der TVB die Führung auf drei Tore aus. In der 16. Spielminute stand es 8:5 und 10:7 (20.‘) für Stuttgart. Dennoch verkürzten die Gäste aus Erlangen erneut. Durch eine stabile Abwehrarbeit konnten die Stuttgarter den Ball gewinnen und mit dem Gegenstoßtor von Pfattheicher eine 4-Tore-Führung ausspielen. Auch im Angriff fand der TVB immer wieder Lösungen gegen die Abwehr der Gäste. Folglich führte der TVB mit 14:9 nach 26 gespielten Minuten. Erlangen hielt dennoch den Anschluss und verkürzte durch Firnhaber und Ivic. Kurz vor dem Halbzeitpfiff konnte Stuttgart die Führung erneut auf 16:12 ausbauen.

Den besseren Start in die zweite Hälfte erwischten die Gäste durch drei Treffer in Folge und verkürzten dadurch den Spielstand auf 16:15. Lönn erlöste die Stuttgarter nach sieben Minuten mit dem ersten Tor. Der gut aufgelegte Bitter ermöglichte dem TVB die Führung auf drei Tore auszubauen. Nach 40 gespielten Minuten zeigte die Tafel ein 20:17 für Stuttgart. Der TVB konnte durch das sechste Tor von Pfattheicher und Zeitz die Führung in der 47. Minute auf fünf Tore ausbauen. Nach starkem Abwehrblock konnte erneut einen Gegenstoß auf Pfattheicher eingeleitet werden, der diesen erfolgreich verwandelt. Zehn Minuten vor Ende der Partie führte der TVB 27:21 und ließ sich auch in der verbleibenden Zeit nicht verunsichern.

Stuttgart führte über die Partie hinweg souverän und gewann verdient mit 30:24 gegen den HC Erlangen. Damit sicherte sich der TVB wichtige Punkte für das Ziel Klassenerhalt.

Start in die Heimspiel-Serie

Den Fans des Handball-Erstligisten TVB Stuttgart wird in den kommenden zweieinhalb Wochen das komplette Programm geboten in der Scharrena und Porsche-Arena: Gleich viermal in Folge ist der TVB Gastgeber. Los geht’s an diesem Donnerstag (19 Uhr) gegen den einzigen bayerischen Vertreter in der Liga, den HC Erlangen. „Das ist zum jetzigen Zeitpunkt ein Brett“, sagt der TVB-Trainer Jürgen Schweikardt.

Nach der Entlassung von Trainer Adalsteinn Eyolfsson hat der HCE unter seinem neuen Trainer Rolf Brack mit dem 32:27-Erfolg gegen den HBW Balingen-Weilstetten viel Selbstvertrauen getankt. Ein weiterer Erfolg in der Scharrena wäre für die Erlanger ein gewaltiger Schritt in Richtung Ligaverbleib – wie für die Stuttgarter auch.

Zumindest in drei der vier aufeinanderfolgenden Heimpartien stehen die Chancen nicht schlecht auf Punkte: Erlangen hat drei Punkte mehr als der TVB, Göppingen zwei und Balingen liegt lediglich aufgrund der besseren Trefferdifferenz vor dem TVB. Von sogenannten „Muss-Spielen“ will Schweikardt allerdings nichts wissen. „Ich habe viel zu viel mit anderen Dingen zu tun, um mich mit derartigen Rechenspielen zu beschäftigen“, sagt er. „Das bringt nichts.“

Der HC Erlangen hat den Rhein-Neckar Löwen beim 29:29 einen Punkt abgeknöpft und die Füchse Berlin mit 34:29 geschlagen. Die eine oder andere Niederlage in dieser Spielzeit fiel sehr knapp aus, sonst hätten die Franken mehr als 18 Punkte auf dem Konto. „Wir haben aber auch schon Punkte verschenkt, wenn ich nur an die Spiele gegen Berlin und Balingen denke“, sagt Schweikardt. Bei zwei Zählern mehr wäre der TVB gleichauf mit Mannschaften wie dem Bergischen HC und Göppingen. „Das muss uns Selbstvertrauen geben.“ Wie eng es in diesem Jahr zugeht in der höchsten Liga, ist leicht an der Tabelle abzulesen: Den TVB trennen zwar nur drei Punkte von den Abstiegsplätzen, ebenso wenig sind’s jedoch auf Rang elf. Der Vergleich zur vergangenen Saison zeigt, wie schwierig die Mission Klassenverbleib ist: Im Vorjahr hatte der TVB nach 23 Spieltagen 18 Punkte gesammelt, aber zehn Punkte Polster auf den vorletzten Rang. Die aktuell 15 Punkte hätten 2019 zum Ligaverbleib gereicht, der Drittletzte Eulen Ludwigshafen hatte am Ende nur 14.

Auch in seinem dritten Jahr nach dem Aufstieg in die erste Liga hatte sich der HC Erlangen von den hinteren Tabellenregionen ferngehalten. Mit 30 Punkten reichte es immerhin zu Rang neun. In dieser Saison hatten die Erlanger hin und wieder ein paar Probleme. Wozu sie jedoch fähig sind, zeigten sie zuletzt beim 32:27-Sieg gegen Balingen. „Das war schon sehr beeindruckend“, sagt Jürgen Schweikardt. „Vor allem das Tempospiel.“ Acht Gegenstoßtore kassierte Balingen in den ersten 30 Minuten, die Erlanger Außenspieler Christopher Bissel und Johannes Sellin waren zusammen für fast die Hälfte der Erlanger Tore verantwortlich.

Stark besetzt ist der Stuttgarter Gegner durch die Bank: im Rückraum mit den wurfgewaltigen Nico Büdel und Sime Ivic, am Kreis gleich dreifach mit dem norwegischen Vize-Weltmeister Petter Överby, Sebastian Firnhaber und Jan Schäffer und natürlich im Tor mit den ehemaligen deutschen Nationalkeepern Carsten Lichtlein und Nikolas Katsigiannis.

Bekannt sind die Erlanger für ihren großen Einsatz und ihr körperbetontes Spiel – es ist die Handschrift des neuen Trainers Rolf Brack. „Wir müssen von Anfang an dagegenhalten“, so Schweikardt. „Und wir brauchen unbedingt unsere Fans im Rücken.“

Es dürfte also heiß hergehen in der Scharrena – allerdings nur auf dem Spielfeld. Die Verantwortlichen haben Vorkehrungen getroffen, damit es keinen dritten Fehl- oder Feueralarm geben wird. Falls es in der Küche wieder zu einer Rauchentwicklung kommen sollte, werde zunächst ein optischer Alarm ausgelöst, sagt der TVB-Sicherheitsbeauftragte Sven Heib auf Anfrage. „Ein stiller Alarm sozusagen, dann wird geschaut, was los ist.“ Zur „Absicherung“ werde die Feuerwehr vor Ort sein.

Quelle: Thomas Wagner / ZVW

Drei Fragen an Elvar Asgeirsson

Hallo Elvar, hast Du Dich schon in Stuttgart eingelebt?

Ja, wir haben uns sehr gut eingelebt. Wir fühlen uns wohl in Deutschland und besonders Stuttgart gefällt uns gut. Wir sind den vielen Menschen, die uns beim Zurechtfinden geholfen haben, sehr dankbar. Es hat uns das Einleben wirklich erleichtert.

Wie gefällt es Dir in der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga?

Es macht sehr viel Spaß, in der deutschen Liga spielen zu dürfen. Es ist hart und immer wieder herausfordernd – aber das ist das, was du als Handballspieler willst.

Worin unterscheiden sich der isländische und der deutsche Handball?

Der größte Unterschied ist der körperliche Aspekt, bzw. die physische Verfassung. Die Spieler sind schneller und stärker. Daran muss man sich gewöhnen und versuchen, mitzuhalten.

Kiel macht kurzen Prozess und besiegt den TVB

Nach dem starken Auftritt in Melsungen am Donnerstag hat sich der Handball-Erstligist TVB Stuttgart drei Tage später wieder von seiner schlechteren Seite gezeigt: Vor 10 285 Zuschauern in der ausverkauften Kieler Sparkassen-Arena kam der TVB beim Tabellenführer THW Kiel über weite Strecken nicht über die Rolle des Sparringspartners hinaus und war mit der 23:35-Niederlage (11:19) am Ende sogar noch einigermaßen gut bedient. „Wir haben klar unsere Grenzen aufgezeigt bekommen“, sagte der Stuttgarter Trainer Jürgen Schweikardt nach dem Spiel.

Die überzeugende Leistung beim 26:21-Sieg in Melsungen und die beiden guten Auftritte in der Punkterunde und im Pokal gegen die Kieler hätten dem TVB eigentlich auch bei der Auswärtsaufgabe Mut machen müssen. Und tatsächlich begannen die Gäste beim Favoriten durchaus forsch. Christian Zeitz, der bei seiner Rückkehr an seine alte Wirkungsstätte mit viel Applaus empfangen worden war, drosch den Ball nach zwei Minuten zum 2:2-Ausgleich in den Kieler Kasten. Patrick Zieker brachte den TVB gar mit 3:2 in Führung (3.).

Zarko Pesevski sorgte nach acht Minuten für den 5:5-Ausgleich, dann häuften sich die technischen Fehler im Spiel der Stuttgarter. Mit einem 3:0-Lauf zum 8:5 (12.) rückten die Kieler die Verhältnisse zurecht. Zeitz und Zieker brachten ihr Team beim 8:7 (15.) noch einmal heran, doch mit einem Zwischenspurt sorgte der THW schon zur Halbzeit für Ruhe.

Überhaupt nicht in der Griff bekamen die Stuttgarter Harald Reinkind, der nach 21 Minuten für die erste Fünf-Tore-Führung der Zebras sorgte (13:8). Die stellten ihre Deckung im Anschluss von der 6:0- auf die 3:2:1-Variante um, wodurch sie noch mehr Fehler der Gäste provozierten und zu Kontertoren kamen. Auch die Stuttgarter Deckung, die in Melsungen schier unüberwindbar war, offenbarte große Lücken und Abstimmungsprobleme. Dahinter stand Johannes Bitter meist auf verlorenem Posten. Das Torhüterduell ging eindeutig an den Kieler Dario Quenstedt.

Erschwerend hinzu kam, dass der TVB in den ersten 30 Minuten viermal in Unterzahl agieren musste. Die Kieler dagegen blieben ohne Strafzeit.

So nahm das Unheil aus Sicht des TVB früh seinen Lauf. Kiel hatte leichtes Spiel und beim 19:11-Halbzeitstand bereits für die Vorentscheidung gesorgt.

Der glücklose Bitter machte im zweiten Durchgang für Nick Lehmann Platz – und der Youngster kam am Ende immerhin auf eine ordentliche Quote von 27 Prozent gehaltener Bälle. An Quenstedt freilich kam er nicht heran – wobei die Torhüterleistung nicht ausschlaggebend dafür war, dass den Gästen die Partie noch mehr aus den Händen glitt. Der Kieler Trainer Filip Jicha wechselte munter durch, die Qualität und der Hunger auf Tore blieben unvermindert groß. Nach 32 Minuten trug sich Quenstedt in die Torschützenliste ein, beim 21:11 führte der THW erstmals mit zehn Toren. Die Fehlerquote bei den Stuttgartern blieb hoch, einzig die Außen Sascha Pfattheicher und Patrick Zieker machten da eine Ausnahme. Auch Zeitz überzeugte in seinem erst zweiten Spiel für den TVB, am Ende war der 39-Jährige mit vier Treffern sogar der beste Feldtorschütze der Gäste.

Ansonsten hatte kaum ein Stuttgarter die Form vom Donnerstag, auch kämpferisch hat sich der TVB schon besser präsentiert. Nach 40 Minuten, beim 14:27-Rückstand, zückte der Trainer Jürgen Schweikardt die Grüne Karte. Zu diesem Zeitpunkt ging es längst nur noch darum, ein Debakel zu verhindern. Nach Lukas Nilssons Treffer zum 31:15 steuerten die Kieler 14 Minuten vor dem Ende auf die 40-Tore-Marke zu.

Die indes knackten sie nicht mehr, weil sich nun angesichts des Klassenunterschieds auch bei den Zebras die eine oder andere Konzentrationsschwäche einschlich. Größer als 16 Tore wurde der Rückstand nicht mehr, happig war die 23:35-Schlappe aber trotzdem.

Die gilt’s nun schnellstmöglich wieder aus den Köpfen zu bekommen, denn die nächste englische Woche steht an mit den wichtigen Heimspielen gegen den HC Erlangen am Donnerstag (19 Uhr) in der Scharrena und am Sonntag (13.30 Uhr) in der Porsche-Arena gegen FA Göppingen.

THW Kiel: Niklas Landin, Quenstedt (1); Duvnjak (1), Reinkind (7), Magnus Landin (1), Weinhold (2), Wienczek (2), Ekberg (7/5), Rahmel (4), Dahmke (3), Zarabec (1), Horak, Pekeler (2), Nilsson (4),

TVB Stuttgart: Bitter, Lehmann; Häfner (2); Asgeirsson, Weiß (2), Faluvégi (1), Späth, Lönn (1), Markotic (1), Röthlisberger (1), Zeitz (4), Zieker (6/3), Pfattheicher (4/2), Pesevski (1), Wieling.

Quelle: Thomas Wagner / ZVW

Die Stimmen zur Niederlage in Kiel

Jürgen Schweikardt: Wir konnten heute das, was wir uns vorgenommen hatten, nicht umsetzen. Zum Einen, weil wir heute keinen guten Tag hatten und zum Anderen, weil der THW Kiel heute einen sehr guten Tag hatte. Wir machen es ihnen über das ganze Spiel hinweg mit zu vielen einfachen Fehlern im Angriff und verworfenen Bällen leicht und bekommen es dann nicht hin, einen guten Rückzug zu spielen. Es ist heute schon ein bisschen ernüchternd, nach unserer guten Leistung am Donnerstag. Aber gegen den THW Kiel kann man auch mal in der Höhe verlieren. Für uns gilt es jetzt trotzdem, die Lehren aus diesem Spiel zu ziehen und uns dann ganz intensiv auf unser wichtiges Spiel gegen Erlangen vorzubereiten.

Christian Zeitz: Ich hatte im Hinblick auf dieses Spiel heute eher gemischte Gefühle und habe damit gerechnet, dass auch ein paar Pfiffe kommen werden. Diese sind heute ausgeblieben. Ich möchte mich bei den Zuschauern bedanken, dass es doch so schön war und ich heute noch einmal so ein Abschiedsspiel bekommen habe. Ich denke, ich brauche noch ein, zwei Wochen bis ich die Spielzüge komplett drin habe, mich noch mehr mit der Mannschaft eingespielt habe und dann kommt auch die Kondition. Ich möchte der Mannschaft helfen, das Ziel Nichtabstieg zu erreichen.

TVB bleibt chancenlos beim Rekordmeister

Nach dem Auswärtssieg des TVB Stuttgart gegen die MT Melsungen am vergangenen Donnerstag, stand dem Trainer Jürgen Schweikardt an diesem Sonntag in der Sparkassen-Arena in Kiel fast der gleiche Kader zur Verfügung. Nur Luis Foege war nicht mit in den Norden Deutschlands gereist, denn er war in der JBLH für die Bittenfelder A-Jugend im Einsatz.

Die Stuttgarter starteten mit Ballbesitz in die Partie. Nach einem Wurf von Lönn in den Block der Kieler Abwehr, war es Niklas Eckberg, der das erste Tor der Partie durch einen Tempogegenstoß machte. Im darauffolgenden Angriff machte es Lönn besser und netzte zum 1:1 ein. Die erste Führung für den TVB gelang durch Zieker nach einer Parade von Bitter – 2:3 nach vier Minuten. Einer ausgeglichen Anfangsviertelstunde folgte eine erste, kurze Dominanzphase des THW. Wieling scheiterte an Quenstedt und dann konnten die Gastgeber das erste mal auf +2 und direkt darauf auf + 3 Tore stellen. Doch dann machten auch die Gastgeber ein, zwei Fehler, der TVB verkürzte auf -1 und bekam sogar die Chance wieder auszugleichen, welche jedoch nicht genutzt werden konnte.

Ab diesem Zeitpunkt zeigte Kiel seine Qualität in allen Mannschaftsbereichen und dem Team um Trainer Jürgen Schweikardt passierten zu viele Fehler sowohl in der Abwehr als auch im Angriff. Deshalb ging es mit einer verdienten 19:11-Führung für den deutschen Rekordmeister in die Pause.

Da Späth zum Ende der ersten Halbzeit eine Zeitstrafe bekommen hatte, musste der TVB in Unterzahl in die zweite Hälfte starten. Kiel münzte direkt den ersten Angriff in ein Tor um und nachdem die Stuttgarter dann einen Pass nicht an den Mann bringen konnten, machte sogar Quenstadt sein Tor, weil das Tor der Gäste leer war. Der TVB Stuttgart fand gar nicht in das Spiel zurück, was Kiel gnadenlos auszunutzen wusste und so stand nach 36. Minuten ein Spielstand von 24:12 auf der Anzeigetafel. In den darauffolgenden 10 Minuten machte der THW mehr als doppelt so viele Tore wie die Stuttgarter – 31:15 nach 46 Minuten für die Hausherren.

Am Ende konnte der TVB seine Leistung nicht mehr entscheidend steigern und so endete die Partie mit 35:23.

Ein Mutmacher im zähen Abstiegskampf

Solche Geschichten schreibt wohl nur der Sport: Beim 21:26 am Donnerstag musste der finanzstarke und ambitionierte Handball-Erstligist MT Melsungen dem Abstiegskandidaten TVB Stuttgart im vierten Aufeinandertreffen hintereinander die Punkte überlassen. Gibt es ihn also tatsächlich, den viel beschriebenen Angstgegner?

Im Vorfeld hatten sich die Melsunger jedenfalls ausgiebig Gedanken darüber gemacht, weshalb sie mit dem TVB nicht klarkommen. „Stuttgart ist für uns wie eine schwarze Katze“, hatte der MT-Torhüter Nebojsa Simic philosophiert. Der ehemalige Handball-Profi und promovierte Sportwissenschaftler Alexander Koke nahm sich des Angstgegner-Phänomens an. Wichtig sei, die Aufgabe gegen den TVB nicht als Bedrohung zu sehen, sondern als Herausforderung, erklärte Koke in der Hessischen Niedersächsischen Allgemeinen. Positive Gedanken sollten in die Köpfe der Spieler. „Wir wollen richtig einen raushauen gegen Stuttgart“, sagte dann auch Julius Kühn.

Funktioniert hat es wieder nicht, entsprechend bedient war Kühns Nationalmannschaftskollege Finn Lemke nach dem Spiel. „Wir verlieren viermal nacheinander gegen ein Team, das wir schlagen müssen“, sagte der Abwehrstratege. „Das ist nicht mit unseren Zielen kompatibel.“

Für Melsungen war die unerwartete Pleite ein Rückschlag im Kampf um einen Europapokal-Platz. Für den TVB war der erste Sieg seit dem 12. Dezember ein bedeutender Schritt im nervenaufreibenden Abstiegskampf. Die Art, wie sich die Stuttgarter in Kassel präsentierten, macht jedenfalls Mut. Hervorragend eingestellt von Trainer Jürgen Schweikardt, nervte der TVB den Gegner über 60 Minuten hinweg, ging leidenschaftlich und abgezockt zu Werke. „Es ist schwer, einen aus dem Team herauszuheben“, sagte Schweikardt. Prunkstück war die Deckung im Verbund mit dem wieder überragenden Johannes Bitter.

Jeder stand parat, wenn er gebraucht wurde. Auch Spieler, die zuletzt nicht überzeugten, trugen ihren Teil zum Erfolg bei. „Max Häfner hat das Spiel super gesteuert“, so Schweikardt. Und er gewann das Bruderduell mit Kai Häfner, den die TVB-Abwehr komplett abmeldete. Kurz vor Spielschluss gab’s eine Schrecksekunde, als Max Häfner vom Spielfeld humpelte. Schon kurz danach kam die Entwarnung: Er hatte lediglich einen schmerzhaften Schlag auf den Oberschenkel abbekommen.

Viel Zeit zur Regeneration bleibt Häfner und dem TVB nicht: Bereits am Sonntag (16 Uhr) geht’s mit dem Flugzeug nach Kiel, wo der Rekordmeister die Tabellenführung verteidigen möchte. Die Zebras sind drauf und dran, die kleine Flaute von vier Jahren ohne Meisterschaft zu beenden. Zwölf Spiele vor Rundenende liegen sie mit 36:8 Punkten an der Tabellenspitze. Bei zwei bis fünf Zählern Rückstand darf sich die Konkurrenz zwar noch Hoffnungen machen. Für den THW spricht jedoch, dass er den stabilsten Eindruck aller Teams macht. Nur vier Niederlagen stehen zu Buche – gegen die Meisterschaftskonkurrenten Magdeburg (31:32), Rhein-Neckar Löwen (25:26) und Füchse Berlin (28:29) jeweils mit dem knappsten Resultat. Einen Ausrutscher gab’s beim 20:27 in eigener Halle gegen die HSG Wetzlar. Unter der Woche zog Kiel mit dem 29:28-Sieg gegen Veszprem ins Viertelfinale der Champions League ein.

Der TVB Stuttgart spielte in dieser Saison schon zweimal gegen die Zebras. Im Viertelfinale des DHB-Pokals zitterte sich Kiel im Dezember zum 35:34-Sieg. Im Punktspiel ein paar Tage später hielten die Stuttgarter eine Dreiviertelstunde mit bis zum 19:20, mussten sich aber letztlich deutlich mit 21:29 geschlagen geben. Auch im einen oder anderen der acht Erstliga-Begegnungen zuvor machte der TVB gegen den Favoriten eine ordentliche Figur, es setzte allerdings auch so manche Schlappe. Ein Angstgegner sind die Stuttgarter also nicht für Kiel, und Schweikardt kann die Lage richtig einschätzen. „Für uns geht es darum, dass wir die Gelegenheit haben, unsere Abwehr weiter zu festigen. Und das auf höchstem Niveau.“

Damit sein Team gerüstet ist für die vier aussichtsreichen Heimspiele in Folge.

Quelle: Thomas Wagner / ZVW

Die Stimmen zum Auswärtssieg gegen die MTM

Jürgen Schweikardt: Wir alle können die Tabelle lesen und wissen, wie wichtig diese zwei Punkte für uns sind. Wir hatten in dieser Saison schon oft gute Spiele, die wir aber nicht zu Ende gebracht haben. Heute waren das Paket Jogi und die Abwehr sicher außergewöhnlich. Ich glaube, dass wir immer gefightet und gekämpft und es Melsungen so extrem schwer gemacht haben. Natürlich hatte Melsungen heute keinen guten Tag, aber wir haben das getan, was wir tun konnten, und vielleicht sogar noch ein bisschen mehr. Schon in der ersten Halbzeit haben wir nur neun Tore bekommen, auch wenn im Angriff nicht alles optimal war. Ich bin sehr froh über den Einstand von Christian Zeitz. Er hat schon sehr viel erlebt, aber natürlich ist auch er vor so einem Spiel nervös. Trotzdem hat er heute drei Tore gemacht und uns die Entlastung gebracht, die wir gebraucht haben, für Robert Markotic. Wir sind am Ende einfach sehr glücklich über diese zwei Punkte.

Heiko Grimm: Wir waren heute sechzig Minuten chancenlos. Wir haben heute Handball ohne jede Intensität gespielt, haben offensiv keinen Zweikampf gewonnen und hinten wurden wir auseinander gespielt. Christian Zeitz kommt mit 39 Jahren und macht drei Tore, als ob es nichts wäre und wir bekommen das einfach nicht hin. Wir werden wieder einmal das Spiel analysieren und mit der Mannschaft darüber sprechen müssen, weil wir heute keine Leistung gezeigt haben.

Christian Zeitz: Es lief heute für mich ganz gut, hinten raus habe ich ein, zwei Bälle verworfen, was meiner Meinung nach an der Nervosität lag und nach und nach aber besser wird. Am kommenden Sonntag, wenn ich nach Kiel an meine alte Wirkungsstätte zurückkehren werde, werden die Fans mich sicherlich mit gemischten Gefühlen empfangen. Einige werden sich freuen mich wieder zu sehen, andere werden pfeifen, aber das bin ich gewohnt. Ich freue mich auf das Spiel, auf die Halle und vor allem darauf, meine alten Mitspieler mal wieder zu sehen. Ich denke, wir müssen Selbstvertrauen aus diesem Spiel mitnehmen und dann mal schauen, ob in Kiel Punkte für uns zu holen sind.

TVB holt zwei wichtige Punkte in Melsungen

Nicht dabei waren an diesem Donnerstagabend David Schmidt (ausgekugelter Finger) und Alexander Schulze (Muskelbündelriss im Oberschenkel). Dafür standen dem TVB-Trainer Jürgen Schweikardt Nick Lehmann und Robert Markotic wieder zur Verfügung. Luis Foege war in den Bundesliga-Kader gerutscht und sogar der erst am Tag der Partie verpflichtete Christian Zeitz war in Melsungen schon mit dabei und stand direkt in der Startformation.

Das erste Tor der Partie gelang der MT Melsungen in Minute eins, nachdem Zeitz zuvor sein Anspiel an den Kreis nicht an den Mann bringen konnte. Zwei Angriffe später machte es Zeitz dann besser. Nach einem starken eins gegen eins, erzielte er nicht nur sein erstes Tor für den TVB, sondern auch das erste Tor der Partie für den TVB – 1:1 nach vier Minuten.

Die ersten zehn Minuten verliefen ausgeglichen, doch dann warf Kühn neben das Tor und Faluvegi nutzte die Chance zur ersten Führung für die Stuttgarter in der 12. Minute. Markotic und Pfattheicher erhöhten daraufhin zum ersten Mal auf + 3 für die WILD BOYS. Melsungens Trainer Heiko Grimm fühlte sich dann zur ersten Auszeit gezwungen, welche jedoch zunächst einmal keine Wirkung zeigte, denn Pfattheicher netzte zum 6:10 ein. Dank eines guten Jogi Bitter im Tor, einer soliden Abwehrleistung und einem sauberen Angriffsspiel ging es mit einer 9:13-Führung für Stuttgart in die Halbzeitpause.

Die MT kam besser aus der Kabine, konnte direkt auf zwei Tore Abstand verkürzen. Einen starken 3:0-Lauf der Gastgeber konterten die Gäste ebenfalls mit 3:0 Toren in den darauffolgenden Minuten. Das Team vom Neckar lies sich durch die kurze starke Phase des Gegners nicht verunsichern, sondern zeigte weiterhin eine überzeugende Leistung in allen Mannschaftsteilen.

Nach einer 7-Tore Führung lies der TVB die MT Melsungen noch einmal rankommen. Die Heimmannschaft hatte sogar die Chance auf -4 zu verkürzen, doch Bitter war da und hielt den ersten Siebenmeter der Melsunger. Am Ende stand ein souveräner und verdienter 21:26-Sieg für den TVB auf der Anzeigetafel.